Das Seniorenehepaar hat alles verloren: Alterssicherung, Beruf, Gesundheit.
Konkret befragt: "Kennen Sie jemanden, der sich umbringen will?" antwortet der alte Herr: "Ja, meine Frau und ich!"
In Gesprächen wird klar, dass konkrete Pläne vorliegen, um
das Leben zu beenden und erste Vorbereitungen dazu unternommen wurden.
Die aktuellen Probleme werden als unaushaltbar und unlösbar
gesehen.
Die Eheleute betrieben einen Handwerksbetrieb, wobei die
Frau alles Bürokratische erledigte und ihr Mann der
Handwerker war. Dann erkrankte sie unbemerkt an Demenz. Rechnungen
wurden nicht bezahlt, eigene Forderungen nicht beigetrieben. Ins
Wanken gebracht wurden sie angeblich durch betrügerische Beraterum
die angesparte Alterssicherheit gebracht, wie berichtet wurde. Der
Betrieb wurde zwangsversteigert, aktuell haben sie nicht einmal
Sozialleistungen beantragt, sind finanziell am Ende. Strom wurde
abgestellt, Telefon stillgelegt. Krankenversicherung besteht nicht
mehr. Ladung vors Gericht wegen Ausbleiben der
Pflegeversicherungsbeiträge. Von 3 Kindern kümmern sich nur 2
Töchter, die können die Probleme aber auch nicht
annähernd lösen.
DOWAS interveniert sofort, indem glaubhaft versichert wird, dass
Probleme lösbar sind und die Eheleute Lebensfreude wieder erlagen
werden. Es werden zeitnah Termine vereinbart. Primär wird
Vertrauen aufgebaut und Hoffnung gegeben.
Dann erst werden Probleme gelöst:
• Krankenversicherung wird wieder hergestellt
• Sozialleistungen (Grundsicherung SGB XII) werden beantragt
• Strom wird wieder geliefert
• Telefon wird erneuert
• Gläubiger werden ruhig gestellt (Keine Gerichts-Bescheide oder "üble" Inkasso-Briefe mehr)
• Gerichtsverfahren wird betreut (DOWAS wird als Vertreter voll anerkannt) mit maximal positivem Ausgang.
Der geplante Suizid konnte nachhaltig abgewendet werden. Lebensfreude konnte zurückkehren.
Allerdings tragisch:
Als nach ca. 1/2 - 1 Jahr teilw. sehr enger Betreuung die Probleme
gelöst waren und Lebensfreude zurückkehrte, wurde beim Mann
eine tödliche Diagnose festgestellt, an der er ca. 3/4 Jahr
später starb. So kam bei ihm der Aspekt der palliativen Betreuung
hinzu. Die Frau hat ihren Mann überlebt und wurde nach dem Tod des
Mannes von den beiden Töchtern weiter betreut, die inzwischen
immer aktiver wurden und insb. die pflegerische Betreuung zusammen mit
einem Pflegedienst sicherstellten.
Eine besondere Herausforderung war hier, dass die Eheleute
zunächst kaum Vertrauen entgegen bringen konnten, da sie schon zu
oft enttäuscht wurden. Ohne Unterschrift unter eine Vollmacht, die
lange verwehrt wurde, kann aber nicht gegenüber Dritten gearbeitet
werden.
Außerdem war die Frau sehr ablehnend gegen jede Diagnostik oder
med. Betreuung eingestellt, es war extrem schwierig, einen Pflegedienst
einzubinden. Hier wurde von Anfang an sehr eng mit den Töchtern
kooperiert, die sukzessive fordernd eingebunden wurden.
Schön war das sehr gute Feedback, das insb. vom Mann gegeben
wurde. Er war einige Male tief gerührt von der Menschlichkeit und
Liebe, die er jezt noch erfahren durfte und insb. von seinem Sohn nie
kannte. Ihm und seiner Frau konnten bei aller Tragik noch ein Sommer
ohne die psychische Last des "gescheiterten Lebens" geschenkt werden,
für diese Zeit waren beide sichtlich dankbar. |